Dieses künstlerische Konzept geht von einem eigenständigen begehbaren RaumklangKörper als „Raum im (architektonischen) Raum“ aus. Das heißt, der begehbare RaumklangKöper wird dadurch auch gleichzeitig umgehbar.
Durch die Verbindung der Eigenschaften der Umgeh- und Begehbarkeit entstehen neue Qualitäten, die zu einer eigenständigen Raumklang-Installationsart führen. Ein Beispiel hierfür ist der von uns kreierte RaumklangKöper „Klangzelt“ aus der Projektreihe „SonicRooms“ (Abb.9).

Der Präsentationsort des RaumklangKörpers selbst wird hier nicht in seinen architektonischen Dimensionen akustisch durchschritten – oder besser gesagt „durchschallt“ – um quasi den Raum an sich „hörbar“ zu machen, sondern im Gegenteil handelt es sich hier, vor allem wenn man sich im Innern des RaumklangKörpers befindet, um die weitestgehende Eliminierung der realen – visuellen wie akustischen – Umgebung des Ortes, an dem der begehbare RaumklangKörper – quasi ein Raum im Raum – aufgestellt ist.

Abbildung 9

Abbildung 9

Das Innere des RaumklangKörpers „Klangzelt“ das von seiner Umgebung durch doppelte Stoffbespannung ebenso leicht wie effektiv künstlich separiert ist, klammert den visuellen Aspekt der künstlerischen Gestaltung von Raum und Zeit so weit wie möglich aus, um die auditive Rezeption der artifiziell kreierten, virtuellen KlangRäume zu intensivieren.
Da auch der für die Orientierung und Lokalisierung so wichtige Sichtkontakt zur Schallquelle Lautsprecher durch leichte, blickdichte aber schalldurchlässige Stoffwände verhindert wird, ist es möglich, irreal-imaginäre „ErlebnisKlangRäume“ zu realisieren, in denen wiederum real bewegte Klänge – nur mit dem Ohr wahrgenommen – als amorphes Kontinuum von flüchtigen und ungreifbaren Zuständen und akustischen Atmosphären erlebt werden können.

Abbildung 10

Abbildung 10

Paradoxerweise werden künstliche Räumlichkeiten von Klang an sich, durch reale Bewegung desselben noch gesteigert. Man muß also, um das „Klangzelt“ adäquat rezipieren zu können, „live“ vor Ort sein, um u.a. den Unterschied zwischen künstlich produzierten Räumlichkeiten im Stereobild und der Künstlichkeit der psychischen, „inneren“ Raumwahrnehmung, die durch real von Lautsprecher zu Lautsprecher eine räumliche Distanz zurücklegende Klänge hervorrufen, miterleben zu können.
In wiederum künstlich, in einem realen Raum installierten „Hörinseln“, die – dem Hören mit Kopfhörern ähnlich – den realen Raum vor Ort durch allseitige Stoffbespannung weitestgehend ausschließen, um die artifiziell produzierten Räumlichkeiten der Raumklangkompositionen selbst authentischer wahrnehmbar zu machen, wird es also möglich sein, neuartige Hörerfahrungen zu erleben, die u.a. zu Irritationen des „normalen“ Raum- und Zeitempfindens führen können. Im besten Falle evoziert das Klangkunstwerk eine – zwischen imaginärem, psychischen Innenraum und „realem“, physikalischen Außenraum – frei fließende RaumZeiterfahrung.