23-kanalige Raumklangkomposition für einen licht-inszenierten, begehbaren Raumklangkörper
mit 27-gliedrigem Lautsprecherensemble und computergesteuertem Konzertflügel
Auftragswerk des Südwestfunks / SWF Baden-Baden
Uraufführung Donaueschinger Musiktage, Internationale Tage für zeitgenössische Musik Donaueschingen, 20. bis 22. Oktober 1995

Die Raum-Klang-Installation TopoPhonicPlateaus ist ein begehbarer Klang-Licht-Körper, dessen akustische und optische Zustände sich ständig verändern. Elektroakustischer Klang, Instrumentalklang, menschliche Stimme und Geräusche (also jegliches Audiomaterial) werden miteinander verwoben, wodurch ein komplexer sprachlicher Charakter entsteht, der die Grenzen zwischen traditionellen Genres wie elektronischer Musik, Hörspiel oder „musique concrète“ fließend macht.

TopoPhonicPlateaux

Die verwendeten Texte stammen aus Nächte und Spindeln von Jochen Beyse und Gödel, Escher, Bach von Douglas R. Hofstadter. Inspiriert von Hofstadters Übertragungen kontrapunktischer Prinzipien auf die Textgestaltung, unterliegt das sprachliche Material vor allem musikalischen Kriterien bei der Gestaltung polyrhythmischer Flächen, kontrapunktischer Sprachmelodien und repetitiver Strukturen; sprachliche Syntax und Semantik werden so in Klang aufgelöst.

Als einziges akustisches Instrument nimmt der computergesteuerte Konzertflügel eine exponierte Stellung innerhalb der Raumklanginstallation ein. Zudem erlaubt die Computersteuerung die Programmierung von für den Menschen unspielbaren Passagen auf dem Klavier, die zuweilen Affinitäten zur elektroakustischen Musik aufkommen lassen – etwa wenn im ppppp Glissando-Linien erklingen, die eher an ein leises Surren eines elektronischen Tonbandes als an einen Klavierklang erinnern.
Durch die digitale Synchronisation des Flügels mit der Lautsprecherinstallation verbinden sich die heterogenen Ebenen zu einem gemeinsamen „spielenden“ Klangkörper. Das Lautsprecherensemble mit dem Konzertflügel und die Lichtinszenierung schaffen Klang-Licht-Territorien, eröffnen wieder neue Szenen, bilden Metamorphosen. Sie verändern sich, miteinander gekoppelt, fließend und sprunghaft – gestalten komplexe Welten flüchtiger akustischer und optischer Eindrücke der nach außen gefalteten Denkräume.

Anordnung der Lautsprecher und des Konzertflügels
Anordnung der Lautsprecher und des Konzertflügels

Die Klanginstallation besteht aus einem 27-gliedrigem Lautsprecherensemble in Kombination mit einem computergesteuerten Konzertflügel. Das Lautsprecherensemble besteht aus drei Komponenten:
1. einen äußeren Kreis – gebildet aus 15 Lautsprechern – der am rechten Bühnenrand beginnt und am linken Bühnenrand endet. Die Lautsprecher sind in zunehmender und abnehmender Höhe angeordnet.
2. zwei Säulen – gebildet aus je 4 Lautsprechern – im Innenraum, einander gegenüberliegend. Die Lautsprecher sind in der Höhe gestaffelt angeordnet.
3. vier Aura-Boxen, die jeweils in den Ecken des Raumes auf dem Boden stehen. Diese Lautsprechergruppe stellt das Klangfundament in den Raum bzw. überträgt die Bassfrequenzen.
Der computergesteuerte Konzertflügel befindet sich auf der Bühne. Er wird über einen Computer mit dem Lautsprecherensemble synchronisiert. Der Bösendorfer Computerflügel wird für die Aufführung verwendet.